hexenworte

Traditionen, Geschichten und Wissen eines alten Weges

Die Magie des Ver-Fluchens


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...Derjenige, der Bilder herstellt und behext,

die böse Erscheinung,der böse Blick,

der böse Mund, die böse Zunge

die böse Lippe, die beste Zauberei.

Geister der Himmel, beschwört sie!

Geister der Erde, beschwört sie!…*

Es wurde schon  sehr viel über den Schutz vor Flüchen geschrieben, deshalb hier nun etwas zu den Flüchen selbst.

Von Flüchen, dem Verhexen  und dem bösen Blick haben wir alle schon gehört oder gelesen.  Und jeder hat es  sicher auf die eine oder andere Art schon selbst getan, ob nun bewusst oder unbewusst. Denn wer hat zum Beispiel noch nie (in einem Anfall von Wut und Ärger, oder bei einem gebrochenen Herzen) einen Mitmenschen dorthin gewünscht, wo der Pfeffer wächst!?  Dazu bedarf es nicht einmal einer Hexe.

Leider werden Hexen  seit Jahrhunderten fast  nur  mit dunkler Magie in Verbindung gebracht.  Ein Grund mag sein, dass  viele  Hexen sehr zurückhaltend sind und oft zurückgezogen leben. Wir geben kaum etwas von unserer Kunst preis, denn so haben es auch schon unsere Ahninnen gehalten. Viele von uns Hexen arbeiten an der  Schwelle zwischen positiver und dunkler Magie. Und wir müssen immer genau abwägen, ob es sich  für bestimmte Ereignisse  lohnt, unsere  Energien für Flüche  einzusetzen. Denn wir Hexen  sind  nicht  bösartig und schmeißen nicht mit Flüchen nur so um uns, auch wenn dies gerne so in Geschichten und Mythen dargestellt wird.

Das magische „Verhexen oder Verfluchen“ ist aber ein wichtiger Bestandteil der Magie. Es gehört zum Hexentum dazu, denn für mich als Hexe gibt es nicht nur Licht und Liebe, bzw. die sogenannte  „weiße“ Magie. Und gerade in  vielen der  neueren Hexentraditionen sind Flüche  immer noch ein großes Tabuthema. Die Angst, wirkliche Flüche auszusprechen ist offenbar  noch tief verwurzelt. Aus Kindertagen, Erziehung und Erzählungen wird uns suggeriert, dass wir uns hiermit auf die eine oder andere Art selber Schaden zufügen würden. Für mich persönlich kommt es auf die  Beweggründe an, um einen  Fluch auszusprechen oder zu weben. Natürlich käme es mir  niemals in den Sinn, ein Leben durch Magie auszulöschen, weder ein Tier  als Opfergabe , noch einen Menschen (für manchen  aus unserer Gattung wäre das auch viel zu nett).

Nicht nur im europäischen  Hexentum gibt es seit vielen Jahrhunderten und Jahrtausenden die Magie des Fluches, sondern auf der ganzen Welt. Im Römischen Reich, in Ägypten oder im alten Babylon. Im alten Persien, in Indien und in China. Die Praxis zieht sich durch alle Glaubensrichtungen oder magische Traditionen (auch wenn einige der bekannten Religionen das Thema lieber unter den Tisch fallen lassen würden).

Die bekanntesten Fluchformen  sind z.B.  Hexenleiter, Hexenflasche, oder die Puppenmagie  (am bekanntesten  aus dem Voodoo).  Das Berufen und Beschreien** ist auch eine Form des Fluchens. Der Bildzauber ist ebenfalls  eine bekannte Zauberart.  Eisennägel (möglichst rostig und alt) in den Boden geschlagen, sollen eine Person festhalten oder ihr Schmerzen in den Füssen zufügen. Auch der Knotenzauber, Nesselknüpfen  uä. gehören dazu.

Hier einige (zum Teil kuriose) Beispiele***, wie ein Fluch in heutiger Zeit wirken kann:

Der Katzenklo-Fluch:

Wenn sich jemand etwas aneignet, wofür Frau/Mann schwer geschuftet hat, sei es geistiges Eigentum oder etwas mit den Händen Erschaffenes, und  dies dann als sein eigenes Werk ausgibt, ohne das die Frage des Urheberrechtes  nachzuweisen ist und eine Klage nicht in Betracht kommt, dann ist das doch eine ziemlich üble  Sache!
Gut das es da unsere Hexentiere **** gibt, die einem mit Rat und Weisheit zu Seite stehen. Und so brachte mich meine Katze auf einen Fluch.

Ein Bild oder, falls nicht vorhanden, ein Zettel mit dem Name des Diebes in die Katzentoilette  mit dem entsprechenden Wunschzauber  vergraben und den „Dingen“ seinen Lauf lassen…Das Klo eine Woche lang nicht reinigen (wenn die Katze denn damit leben kann) und  siehe da, einige Zeit später las ich, wie der dreiste Dieb seine Glaubwürdigkeit  verloren hatte  und für mich  gab es ein Problem weniger.

(von einer ziemlich wütenden Musikerhexe)

Der Zungenverdreher:

Auf der Arbeit gab es zwei Kolleginnen  die einem mit ihrem  üblen Gerede das Leben wahrlich schwer machten. So ging es also Tag für Tag ,Woche für Woche , Monat für Monat. Doch dann kam mir eine Idee…ein Fluch musste her, damit dieses an Mobbing grenzende Gelästere ein Ende hat und zwar ein für alle Mal. Ich besorgte mir zwei Rinderzungen vom Schlachter und rieb  diese dann mit übelriechenden Kräutern , fauligen Wurzeln und gammeligem Obst  ein. Dann wurden  die Namen der beiden Lästermäuler auf  zwei Zettel geschrieben und mit Nadeln auf jede der Rinderzunge gepickt. Nun liess ich meiner Magie freien Lauf, stellte mir dabei vor, wie ihr übler Mundgeruch  sie ziemlich allein auf weiter Flur stehen ließ. Ich nahm eine Kerze und hielt  die Flamme unter die Rinderzungen, damit  sich die beiden  den Mund verbrennen sollten, wenn sie wieder über mich oder eine meiner anderen Kolleginnen herzögen. Ich nahm zum Schluss die Zungen, verdrehte und verknotete sie mit einem kleinem Strick ineinander.Ein schöner Knoten hielt letztendlich alles fest zusammen.

Zum Abschluss meines Fluches legte ich die verdrehten, stinkenden und angebrannten Rinderzungen in eine Grube die ich in der Nähe des Arbeitsplatzes der beiden Lästermäuler ausgehoben hatte. Meine Arbeit wurde bald belohnt, keiner nahm länger Notiz von ihnen und sie wurden schließlich sogar versetzt, mehr oder weniger freiwillig!

(die Bürohexe)

Anmerkung von mir, so eine Rinderzunge ist ja nicht gerade klein, vielleicht hat der Schlachter ja auch kleinere Zungen im Angebot. Und  wer so gar nicht mit Leichenteilen arbeiten kann, malt oder druckt sich eine Zunge aus oder formt sich eine solche aus Wachs.

Der Hefeteigmann:

Manche Partner können einfach nicht die Finger vom anderen Geschlecht lassen und das kann manchmal ziemlich schmerzen. So auch mein Freund. Er hatte eine sportliche Figur und sah auch sonst gut aus. Das wusste er natürlich auch. Immer wieder flirtete er mit anderen Frauen und manchesmal passierte sogar mehr als das. Ich kam eines Tages von der Arbeit, als er sich in unserem Bett mit einer anderen jungen Frau amüsierte. Und als Krönung des Ganzen verließ er mich und nahm alles mit, was wir uns zu zweit angeschafft hatten. Ich wäre ihm zu alt und häßlich geworden und er bräuchte etwas Junges, Frisches an seiner Seite .
Das reichte mir. Ich überlegte mir also einen Fluch, der meinen Ex an seiner empfindlichsten Stelle treffen sollte. Seiner Eitelkeit und seiner Männlichkeit. Ich stellte einen Hefeteig her und formte aus ihm ein schönes Männlein ( Weckmännchen) mit allem was eben so dazugehört. Ich hatte  etwas Barthaar und Kopfhaar von ihm schon vor seinem Auszug gesammelt. Damit verzierte ich dann mein Hefeteigmann, auch steckte ich ein paar Krümmel aus meinem Abfalleimer  in sein Gesicht als Pickelersatz . Am Ende war es wirklich nicht schön anzusehen und erst recht nicht zu riechen. Auch ein altes Bild von meinem Ex kam in den Teig hinein. Dann kam mein Hefeteigmann in den Backofen und ich blieb davor stehen um ihm all meine Magie angedeihen zulassen…. der Hefeteig tat seine Arbeit und mein Männchen wurde immer dicker und dicker.Die Müllkrümel verzerrten das Gesicht und sein männlicher Teil verkümmerte in der Hitze des Ofens.Als die Zeit des Backens um war,  legte ich ihn auf meinen Tisch, um ihn jeden Tag zu sehen und ihm zu sagen, wie hässlich er nun geworden sei.
Nach einem Jahr traf ich meinen Ex zufällig in der Stadt wieder …und was soll ich sagen: Er war nicht wiederzuerkennen. Er hatte mächtig Speck an den Hüften und auch sein Bauch  war nicht mehr der Waschbrettbauch von einst. Seine Freundin hatte ihn sitzen lassen und aus Kummer darüber hatte er sich dem Alkohol und sehr vielem Fastfood zugetan….

Lege dich nie mit einer Hexe an.

(- die Rachehexe)

Wir ahnen schon, dass  der Kunst und Fantasie  bei Flüchen kaum Grenzen gesetzt sind.

Flüche bedeuten also nicht immer nur schlimme Krankheit und den Tod. Flüche zu weben unterstützt uns dabei, der Gerechtigkeit etwas  auf die Sprünge zu helfen. Dabei sollten wir uns aber stets von der Göttin, den Ahnen, Geistern oder unseren Familaren  beraten und unterstützen lassen. Wir sollten tief in uns gehen und über die Ziele, die wir verfolgen nachdenken, gerade wenn die Emotionen schier am überkochen sind. Denn Flüche aus blinder Wut und blindem Hass heraus zu weben, hilft niemandem und am allerwenigsten uns Hexen!

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Quellen:

*Auszug der  Bannsprüche von Assur-bani-Pals zweisprachiger Tafel ,  aus dem Akkadischen . Die Tafel soll aus einem Königspalast in Nineveh stammen und  insgesamt 28 Bannsprüche enthalten.

**  mehr dazu : ‚Vom Beschreien und Berufen‘ hier auf hexenworte

*** gefunden in den Weiten des  WWW….!

***** Familare sind die guten Geister und Helfer  der Hexen, die manchmal die Gestalt von Tieren /Haustieren annehmen können. Sie sind unsere ständigen  Begleiter, die mehr oder weniger von allein zu uns finden .

Foto 1 (c) hexenworte

Bild 2  (c) The Museum of Witchcraft – Boscastle, UK

Alle Texte und viele der Bilder sind mein Eigentum! Das Kopieren ist untersagt. Bei Interesse an der Verbreitung einer meiner Artikel, bitte eine E-Mail an mich senden, oder mich auf Facebook anschreiben!

2 Kommentare zu “Die Magie des Ver-Fluchens

  1. Nicky
    14. November 2015

    Klasse Artikel und endlich jemand der dieses scheinbar allgemeingültige Tabu im Netzt darüber zu sprechen bricht!

    Als traditionelle Hexe gehören Flüche genauso zu meinem Aufgabengebiet wie Heil- oder Liebeszauber. Was natürlich nicht heisst, dass ich einfach wild um mich fluche. Leider kenne ich aber so manche, die das nicht verstehen können oder wollen. Schön zu sehen, dass es doch noch andere gibt, die eine ähnliche Ansicht dazu haben. 😉

    Zauberhafte Grüsse
    Nicky

  2. hexesofia
    14. November 2015

    Danke, du hast mich überzeugt. Ich finde dieses Tabuisieren von der dunklen Seite auch alles andere als gesund! Wenn man geschlagen wird und dann zurückschlägt, ist das ja auch berechtigt.

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Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 13. November 2015 von in Traditionen und getaggt mit , , , , , , , , , , , , .
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