Jetzt im Sommer, wo alles so wunderbar blüht, grünt und reift, ist für uns Naturmenschen und Kräuterhexen die Zeit des Erntens gekommen. Ernten von Kräutern ,Blüten, Wurzeln, Früchten, eben allem, was Mutter Natur uns schenken will.
Daraus stellen wir dann auch viele nützliche, leckere und schöne Dinge her, Salben, Öle, Marmeladen, Säfte, Räucherungen und vieles mehr.
Diese Arten der Verarbeitung ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit selbst, seit wir angefangen haben uns in der Sippe zu versorgen, untereinander und miteinander .
Und alles Wissen über Nutzen, Heilung und Giftigkeit, so wie die Geschichten und Mythen wurden weitergeben, von Wissenden zum Lernenden.
Doch vieles ist im Laufe der Jahrtausende und Jahrhunderte, besonders während der Hexenverfolgung, verloren gegangen und wurde vergessen. Das ist sehr schade und da wir in Zeiten des Medikamentenüberflusses leben, stellt sich die Frage, ob uns dies alles wirklich noch heilt oder nur gewissen Institutionen und Konzernen das Bankkonto füllt.
Doch wir streben immer weiter auf der Suche nach noch mehr Wissen und ich habe mich schon immer gerne in uralte Heil – und Kräuterbücher vergraben. Deshalb habe ich mir nun zur Aufgabe gemacht , etwas davon in unseren heutigen Sprachgebrauch zu übersetzen, was manchesmal nicht so ganz einfach ist, da die Sprache sich im Laufe der Jahrhunderte sehr verändert hat. Und es auch einige Kräuterpflanzen nicht mehr gibt oder sie einfach nicht mehr herauszuerkennen sind. Denn man muss ja erstmal darauf kommen, was z.B. mit Himmelsbrand ( Königskerze) oder Speik gemeint ist. Speik ist eine Lavendelsorte, auch Lavendulaspica genannt. Nun, mittlerweile weiß ich auch, dass es mehrere Lavendelsorten gibt mit unschiedlichen Düften und auch von der Heilwirkung leichte Unterschiede da sind. Aber dies jetzt hier genau zu erörtern würde wohl die Seite sprengen…daher gebe ich unten am Ende bei der Quellenangabe Links dazu, auf denen man genaueres darüber erfahren kann. Es kommt auch immer drauf an, aus welcher Region Deutschlands das geschriebene Buch kommt, aus welchen Jahr bzw. Jahrhundert usw., denn fast jeder Landkreis oder Herzogtum (was heutige Bundesländer sind) hatte seine eigenen Dialekte, ebenso das einfache Volk auf dem Lande oder die Gelehrten und Bürger einer Stadt. Das ist gar nicht sooo einfach!! Aber es macht Spass und man fühlt sich direkt etwas in diese Zeit zurückversetzt, wenn man den Dreh raus hat, was so manches Wort bedeutet. Denn eine einheitliche Rechtschreibung gab es vor 300 und mehr Jahren nicht.
Es sind aber nicht nur die Kräuternamen, die einem das Leben schwer machen, sondern auch die Gewichtseinheiten (jeder Landkreis oder Herzogtum hat wiederum seine eigenen Maßeinheiten,mehr oder weniger) oder auch Mineralien, die immer wieder für Pulver oder Zusätze zu Salben und Ölen etc. genommen wurden. Viele davon sind nach heutigem Stand der Wissenschaft eher giftig und wenig heilversprechend, wie z.b. Quecksilber , oder Schwefel ,in größeren Mengen oder mehreren Tagen bzw. Monaten eingenommen. Davon ist heute selbstverständlich abzuraten…! Allerdings weiß ich auch von Berufs wegen, dass z.B. Schwefel auch heilende Kraft besitzt.
Diese Rezepte sind von ca. 1740 oder älter, ich habe daher versucht einige Dinge wie Tierinnerein (da diese oft mit Medikamenten oder andern Zeug durchzogen sind) oder Sachen wie Quecksilber etc. aus diesen Rezepten heraus zu nehmen. Natürlich sind dies nur Beispiele und müssen nicht 1:1 übernommen werden. Aber ich finde, dass solch alte Rezepte einfach nicht in Vergessenheit geraten dürfen.Und hoffe, dass es eure Lust und Fantasie zu alten Heilkräuterrezepten anregen wird.
1. Rezept
Wasser (destilliert oder als Sud und abgeseiht):
Hustenwasser um Husten zu lösen, zum trinken;
Man nehme:
-Ysop und Süßholz je 1 Loth ( je ca. 15 gr.)
– Brustbeere (chinesische Apfelbeere) und
Zwetschgen( Pflaumen, hierbei könnte man auch die Schlehe nehmen ,da sie die Ur oder Wildform der Zwetschgen sein sollen )
von beiden je 30ig Stück
-Rosinen und Feigen von jedem 4 Loth (je 60 gr)
-Frauenhaar 1 handvoll (Farnkraut die in den Süddeutschen bis Mittelmeerregionen wachsen ,aber in Gartencentern als Zimmerpflanze angeboten werden)
– von Leinsam 1 Loth (15 gr )
-Anis und Fenchel jedes 2 Loth (s.o.)
-Schwertlilienwurzel oder Veilchenwurzel 2 Loth
alles gut zerstossen und mit dem
– Wasser (Sud) von Ehrenpreis, Löwenzahn, Huflattich und Skabiose (Ackerskabiose) , 2 Maß (= 4 liter)
etwa 4 Tage und Nächte in der Wärme stehen lassen.
Den Sud mit Kandiszucker oder Sirup der Zuckerrübe davon 2 loth vermengen und durchwärmen..
Das soll man dem Hustenkranken eingeben jeden Tag mehrere Löffel.
Oder mit Schwefelöl vermengt und erhitzt auf einen Lappen geben und einen Brustwickel machen.
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2.Rezept
Zucker:
Pommeranzen und Wermut Zucker :
Gut zur stärkung des Magens, vertreibt Wind und Gallenprobleme (lt. Rezept)
Nimm Wermut mindstens eine ganze Handvoll und wasche ihn sauber ,streife die Blätter von den Stängeln. Damit nichts hartes bleibe. Hacke und zerstosse es dann in einem steinernden Möser fein.
Als dann nimm etliche süße Pommeranzen (Bitterorangen) und löse die Kerne heraus und hacke die Pommeranzen auch klein, so dann wenn man 8 Loth Wermuth nimmt, muss man auch viel der Pommeranzen nehmen.
Und 18 Loth Zucker , an diesen gieße ein wenig Wasser und lass ihn sieden,
wenn der Zucker „geläutert „ * ist dann den Wermut und Pommeranzen unter den Zucker mischen und so lange weiter sieden bis die Dicke als Sirup ( oder wie Rosenzucker) herkommt.
Von diesem Zucker nimm Nachts und Morgens ein Wallnuss Großen ein,das verteibt Wind und Gall , und stärkt sonderlich den Magen.
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3.Rezept
Öle:
Ein löslich braunes MünzenÖl (brauneMinze=Ingwerminze) * zu den Magen.
Nimm 48 Loth BaumÖl (= olivenöl),
gute riechende Braun Münzen 24 Loth,
des ausgepressten Saftes davon 15 Loth,
restl. Münzen kleingehackt oder zerstossen,
unter das Öl gemischt und in ein Glas vollgemacht,
7 Tage an die Sonn gesetzt und stehen lassen
und hernach in einer Flasche so lang sieden lassen bis alle Feuchtigkeit verzehret, durchgepresst und wieder so viel Münzenkraut,wie auch des ausgepressen Saftes genommen (also etwa 15 Loth) und wieder in die Sonn gestellt usw., bis zu 3mal und das es gar kräftig wird.
Dieses Öl ist ein treffliches Mittel für den (kalten) Magen und ist auch trefflich wieder das brechen oder übergebung des versammelten Schleim im Magen, macht guten Appetit .Erwärmet die kalte Mutter (Gebärmutter/Unterleib) und ist ein köstliches Öl wieder die Colica so von erkalten Winden in den Därmen herkommen. Es hilft die Speis wohlkochen.
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4.Rezept
Salben:
Eine rote Salbe zu machen:
Erstlich nimm Johanniskraut , Lindenblüte, Bertramskraut und Wurzel,Erdbeerkraut und Wurzel, Tormentillkraut und Wurzel, Natterwurzel, Poßtmollen (wunderbaum o,. Rizinus,vorsicht hier, der ist giftig), goldenes Kraalkraut (Goldrute), auch heidnisch Wundkraut genannt.Benedictwurzel (Bernediktenkraut oder Distel)*, Ehrenpreis , Ysop, Hufflattich, Waldmeister,wilde Malve, Scabiose, breiter und spitzer Wegerich. Jedes Kraut 2 Handvoll und wasch es sauber, hernach hack es fein und mische es unter 6 pfund Butter, lass in sauberen Geschirr bedeckt 3 Tag ziehen und sied es fein gemach (langsam), bis die Kraft und die Feuchtigkeit von den Kräutern wohl herauskommt. Danach seihe es durch ein sauberes Tuch und die Feuchtigkeit,so nich welche von den Kräutern ist, setzt sich auf den Boden. So seihe alsdann die Salbe fein gemach herunter in ein anderes Geschirr.Und das andere,als die Feuchtigkeit, schütte hinweg, denn wenn man es in der Salbe lässt so wird es schimmlig.
Wenn die Salbe also abgeseihet und abgekühlet ist , so lege eine schöne rote Wurzeln hinein (welche Wurzel genau, ist nicht genannt worden,aber vermutlich Labkraut, Färberdistel etc.*********) und lass sie weichen bis die Salbe schön rot ist. Dann nimm die Wurzeln wieder heraus.
Wenn man die rote Wurzeln in heiße Salbe leget oder gar mitsiedet,würde die Salbe nur schändlich braun werden.
Diese Salbe ist gut zu schmieren oder einzunehmen wenn der Mensch schwer um die Brust ist, Druck und Husten hat. Bei Stechen und Schmerzen in den Seiten, Kreuzschmerzen oder einen harten Fall tut (also auf die Nase fällt),so soll man dem Mensch mehr oder weniger , je nachdem wie alt er ist, eingeben oder an demselbigen Ort wo er Schmerzen empfindet, sich einschmieren.
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Nachwort.
Manch einer der verehrten Leser mag sich wohl wundern über die Ausdrucksweise dieser Rezepte oder deren Anweisungen. Ich habe es aus dem Rezeptbuch mitübernommen z.T. , um die Mittelalterliche Schreib – oder Audrucksweise etwas rüber oder näher zubringen.
Wer vegan lebt und nicht mit Butter arbeiten kann will oder mag, sollte die dann einfach mal durch pflanzliche Fette ersetzten.
Unten in den Quellenangaben habe ich einige Links hineingestellt,wo die Maße oder einige Kräuter usw. erklärt und aufgelistet sind.
Sicherlich wird es auch hier wieder bald noch eine Fortsetzung geben…
Wichtig: Natürlich setzte ich bei meinem geschätzten Lesern und Leserinnen eine gewisse Kenntniss in der Heil- und Kräuterkunde voraus. Und bitte immer erst mit dem Doktor bei Krankheiten absprechen und ihm ggf. das Rezept vorlegen und durchsprechen….!! Bitte nicht einfach drauf losmischen!
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Quellen:
*Hier die Links zu den entspr. Erklärungen .
*http://www.ahne1.de/altemasse.htm
*http://www.lavendel.net
*http://www.karrer-edelsteine.de/Lexikon/Syn_Agstein.htm
*http://www.pflanzenfreunde.com/heilpflanzen/veilchenwurzel.htm
*http://kuechentipps.de/kuechentricks/zucker-laeutern/
*http://www.luontoportti.com/suomi/de/kukkakasvit/ingwerminze
*http://de.wikipedia.org/wiki/Benediktenkraut
*********http://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%A4rberpflanze#Rotf.C3.A4rbende_Pflanzen
Foto: FineArtPrint /wiesel
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