hexenworte

Traditionen, Geschichten und Wissen eines alten Weges

Göttingespräche

tanzende Göttin.. (c) stoige

tanzende Göttin..
(c) stoige

Als ich vor vielen Jahren meinen Weg als Hexe zu gehen begann, freute ich mich eigentlich nur darüber, dass es wirklich das  gibt, wovon ich seit meiner Kindheit immer und immer wieder geträumt hatte.

Ich fragte in der ersten Zeit nie nach dem Wieso. Ich war viel zu beschäftigt mit dem Lesen, Lernen, dem Weitersuchen und damit, das Erlernte  auszuprobieren.

Irgendwann wollte ich dann aber doch wissen, warum eigentlich ich? Wer bestimmte das  und warum? Das Schicksal? Das Universum? Ich selbst? Aber ich tat es erst mal ab und sagte mir, freue  Dich doch einfach das es so ist, wie es ist.

Doch hörte ich nach einer gewissen Zeit (an den genauen Zeitpunkt erinnere ich mich nicht mehr) immer wieder eine  mir nicht vertraute,  warme, weibliche  Stimme, die mich mit *) „Höre meine Tochter!“  ansprach.

Ich tat es erst als meine eigenen Gedanken ab. Aber ich hörte diese Stimme immer wieder. Und sie sprach mich fast immer mit  „ Höre meine Tochter!“ an.

Ich fühlte, dass es etwas ist, was ich mir nicht erklären konnte oder wollte. Im Laufe der Zeit hörte ich immer häufiger hin und begann mich zu wundern, was sie mir wohl zu sagen habe.

Bis sie dann irgendwann zu mir sprach *) „ Höre meine Tochter, ich bin die, deren Weg du  beschreitest. Ich bin die große  Mutter. Die, die dich  aus ihrem Leibe geboren hat, und die , die  alles was lebendig ist geboren hat. Ich bin die große Göttin und große Mutter  von Allem was lebt und was tot ist.Ich bin das Allumfassende , das Licht und der Schatten, die Liebe und die Trauer. Ich bin männlich und weiblich, ich bin wie du und du bist wie ich. Ich bin in dir  und um dich herum, alles was du siehst und fühlst , bin ich….!“

Ich wusste von diesem Moment an, dass dies die  Göttin ist. Sie hat keinen bestimmten Namen, denn sie hat tausende von Namen….. Sie erscheint manchmal als große Mutter, die alles erschaffen hat, sie erscheint aber auch als dunkle alte Greisin, sie erscheint als Seelenfängerin, als Rächerin oder Kriegsführerin… doch in erster Linie als Mutter allen Lebens und auch dessen, was bereits gestorben ist.

Es wurde ein Teil meines Lebens, als Hexe auf die Stimme der Göttin zu hören. Auch rief ich sie manches mal, „Göttin hörst du mich? Göttin bist du da? “ Aber keine Antwort, nichts , Totenstille….. Sie kommt eben nicht auf Kommando, sie alleine entscheidet wann.

Es dauerte (so weit ich mich erinnere ) eine ganze Zeit, bis ich ihre Stimme wieder hörte. Ich  fing  an  mich zu fragen, ob ich nicht doch einen Sprung in meiner Hexenschüssel hätte (aber wer hat den nicht). Und ob es wirklich richtig ist, dass ich mich als Hexe bezeichnen sollte…. und  es ging noch eine ganze Weile so weiter mit meinen Zweifeln.

Meistens spricht die Göttin sie zu mir in meiner Küche. Denn das ist von je her mein liebster Ort. Ich saß schon als Kind  immer in der Küche bei meiner Mutter, wenn sie kochte. Ich ging als ganz kleines Mädchen  durch das  Mietshaus, in dem  ich aufgewachsen war und klopfte an den Türen unserer älteren  Nachbarinnen, die vom Babyalter an auf mich aufpassten, wenn meine Eltern arbeiteten. Und ich  besuchte sie jeden Tag, einmal alle durch. Dort saß ich dann immer mit den alten Damen in deren Küche und hörte ihren Geschichten zu . Ich liebe einfach Küchen und für mich sind sie die wichtigsten Orte in einem Haus. Und vielleicht spricht die Göttin auch deshalb am ehesten dort mit mir.

Irgendwann, als ich mal wieder in der Küche vor mich her werkelte und meinen Gedanken nach hing, hörte ich sie wieder und sie sagte wie immer zu Anfang, *)  „Höre meine Tochter! …..Habe Vertrauen in dich und deinen Weg! Gehe ihn immer weiter,lasse dich nicht von Zweifeln und Unsicherheiten aufhalten. Doch beachte sie, denn sie sind wichtig für deinen Weg und den Blick .  Lasse den Schmerz der dein Herz ergreift  zu, er wird dir helfen deine Sichtweise zu erweitern. Du gehst den Weg der weisen und dunklen Seite meiner selbst. Der Teil den ihr die Alte und Greisin nennt. Der Weg den alle Frauen einmal gehen werden, alle die ihre Fruchtbarste Zeit hinter sich gebracht haben.  Auch wenn es dir manchmal Angst macht diesen Weg zu gehen, so ist er doch unabwendbar,  vertraue in das Wissen welches du lernst . Ich bin du und du bist ich. Wir sind eins .“

Ja das war schon ziemlich ergreifend.  Ich erfuhr also das ich nun in die Phase der „unfruchtbaren Zeit“ die Zeit der „Crone “ gekommen bin. Ich hatte schon so was geahnt, auf Grund der Symptome in meinem Körper, aber ich mir erst nicht sicher…doch nun wusste ich es.

Und ich war irgendwie erleichtert…ja ich war und bin froh nun diese Phase des Lebens erreicht zu haben. Ich möchte auch die Zeit nie mehr zurückgedreht haben, wenn es das gäbe. Nein der Weg den ich ging, war beschwerlich, intensiv, schön , wundervoll und beängstigend. Aber das ist vorbei….eine Erinnerung, meine bleibende Erinnerung . Und ich habe meine Kinder in denen ich weiterleben werde.   Das ist der Sinn unseres Lebens,  ganz so wie die Göttin es einmal mir sagte, *) “ ihr werdet geboren um zu leben und zu lieben, um euch zu entwickeln und zu lernen, um euch fortzupflanzen und dann euer Wissen zu teilen mit denen, die wie ihr seid und mit denen die aus euch geboren wurden.  So wie ich einst das erste Licht gebar.“

Inzwischen ist es schon fast wie ein freundschaftlicher  Kontakt, oder als wenn man mit seiner irdischen Mutter spricht, obwohl ich mit meiner menschlichen  Mutter niemals so innig hätte reden können. Ich habe wohl im Laufe der Zeit, so um die 10 Jahre sind es jetzt alles in allem, gelernt die richtigen Worte zu wählen oder die richtige  Zeit abzupassen, sodass die Göttin mir nun auch öfters antwortet, wenn ich sie anspreche. Und dadurch erhalte ich den einen oder anderen guten Rat,  gerade wenn ich manchmal  anderen Hexenschwestern  helfe.

Ich bin so froh über diesen Verlauf meines Lebens, auch wenn ich manchmal niemanden Gleiches  finde,  der mir auf meinem Weg zur Seite steht (außer mein Mann).  Doch weiß ich, dass die Göttin immer da ist , sie beschützt mich manchmal vor falschen Entscheidungen oder falschen Wegen. Sie begleitet mich im Hintergrund, beobachtend und sich zurückhaltend.

Ab und zu gehe ich  hinaus  auf meine Lieblingswiese, wenn ich  mal viel Wut im Alltag gesammelt habe  und brülle alles aus mir heraus, dann ist die Göttin  auch bei mir und stachelt mich sogar an, noch lauter zu brüllen und  zu toben wie ein altes Waschweib… bis alles, was mich wütend macht, heraus ist und ich mich erschöpft auf den weichen Boden der Wiese setzten kann um mich zu erden.

Sie sagte einmal zu mir, als ich genau so einen Wutanfall draußen auf meiner Wiese  in den Okerauen (ein Naturschutzgebiet in unmittelbarer Nähe) hatte,*)  „ Höre meine Tochter, gräme Dich nicht länger. Lasse alles heraus aus deinem Herz, schreie  es heraus, verzage nicht sondern stelle dich dieser Ursache. Stelle dich dem, was dir Kummer macht. Lasse es zu und lasse es auf Dich wirken, denn wie alle meine Töchter und Söhne gehst du den Pfad, der sehr steinig und  auch gefährlich wie ein Sumpf sein kann. Doch gehe ihn weiter, immer weiter. Aber  blicke ruhig hin und wieder zurück, denn es ist ein Teil von Dir und ein wichtiger Teil deiner Fähigkeiten, auch wenn es schmerzt, was Du siehst, fühlst und erlebst.“

Und wie oft bin ich über mich selber wütend, weil ich mir wieder einmal keine Zeit für Rituale genommen habe oder um etwas herzustellen, wie meine Salben oder Tinkturen. Wie oft ärgere ich mich, wenn ich wieder zu müde bin und nicht raus in die Natur gehe, wie ich es eigentlich geplant hatte.

Dann stehe ich in meiner Küche, schaue aus dem Fenster und frage mich: warum mache ich das alles nicht, warum verschiebe ich es immer wieder. So arbeitet doch keine Hexe… wieder also Zweifel, und oft höre ich dann die Göttin, wie sie zu mir sagt *) “ Tochter höre tief in Dich hinein, Du weißt  genau, das eine Tochter meines Weges sich nicht durch das auszeichnet, was sie alles herstellt oder welche Rituale sie macht. Nein; das, was in Deinem Herzen ist, was Du in Dir fühlst und  Deine Seele sieht und das Wissen, das Du in Dir trägst zählt. „

Sei frei und lebe Deine Leben, so wie sie auf Dich zukommen, lebe sie für mich, für dich und deine Nachkommen; lebe sie für alle, die an mich glauben und dafür leiden müssen. Lebe mit denen, die wie Du an mich glauben und mich verehren. Du bist ich, ich bin Du, in alle Ewigkeit vereint und geliebt. So sei es!“

Ich danke ihr das sie da ist. Ich danke ihr für alles was um mich herum geschieht. Ich danke ihr für die Liebe und das Wissen, das sie  mir schenkt und ich danke ihr  für mein Leben!

Art by Jen Otey

Art by Jen Otey

*)Anmerkung: die „Gespräche“ sind gekürzt und in leicht abgeänderter Form aufgeschrieben worden.

Fotos : 1, (c) St, Stoige

Foto 2. pinterest/Art by Jen Otey

Alle Texte und auch teilweise Bilder sind mein Eigentum! Kopieren ohne meine Einwilligung nicht erlaubt. Bei Interesse an der Verbreitung einer meiner Artikel, bitte eine E-Mail an mich, oder auf Facebook anschreiben….!

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Ein Kommentar zu “Göttingespräche

  1. veledalantia
    30. März 2014

    Sehr sehr toll geschrieben, Hexenschwester.
    Ich kann das sehr gut nachempfinden.
    Sie spricht halt wann sie möchte und auch wenn wir sie brauchen.
    Und Hexesein hat nicht nur was mit Ritualen zutun 😉 Auch da versteh ich dich.
    *knuddel*

    Hail der Großen Mutter ,
    mit vielen Namen und Namenlos,
    Der Jungfrau, Mutter und Greisin,
    Krähe auf dem Acker, Gans und Schwan.
    Hüterin von Heil und Gifpflanzen,
    Steinen ,
    Bäumen, Tieren und Menschen.
    )O(

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Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 28. März 2014 von in Geschichten und Erlebtes und getaggt mit , , , , , , .
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