Die gute alte Zeit….
wie war es wohl, als man noch nicht wegen jedem Wehwehchen zum Arzt rannte, sondern erst mal die eigenen Großeltern oder die Nachbarn im Dorf aufsuchte, da meist einer von denen mindestens ein Heilmittel wusste. Viele kannten noch Anfang des 20. Jahrhunderts wirksame Kräuter und Heilrezepte, die einen Arztbesuch überflüssig machten, heute ist das anders. Die meisten von uns kennen weder gute Heilrezepte, noch die Heilkräuter dazu…
Aber der Trend geht spürbar zurück zur Naturapotheke und ihren Heilkräften.
Manche von den Dorfältesten haben Zeit ihres Lebens nicht ein einziges mal den Arzt aufgesucht, sie kurierten fast alles selbst, was Mutter Natur nicht von ganz allein hat heilen lassen. Und wenn das nicht ging, dann ist man zum Bauerndoktor oder zur alten Kräuterfrau (Hexe) gegangen, denn die hatten mit Sicherheit ein Heilmittelchen im Schrank.
Es muss auch nicht immer die Kräuterheilkunde sein,die hilft. Manchmal reichte ein Schnäpschen und ein kleiner Plausch. Manchmal half auch eine Salbe, aus was auch immer sie bestand, denn das war meist ein Geheimnis.
Aber trotz aller Geheimhaltung gibt es immer noch einiges an Rezepten, die von Großmutter an die Tochter, vom Bauern an den Sohn weitergegeben wurden. Und was für den Mensch bei Krankheit gut war, reichte für das Vieh allemal.
Hier habe ich etwas sehr interessantes gefunden, einem Auszug aus dem „Poppendorfer Arzneilbücherl.* ein volksmedizinischer Wunderschatz der Bauerndoktoren und Kräuterweiber der von einer großen Vielfalt ist. Jeder dieser Heiler und Heilerinnen verfügt über seinen eigenen, individuellen Rezeptschatz. Diese Volksmediziner unterteilen sich auch in einzelne Spezialisten für diverse medizinische Fachgebiete wie Boaheiler (Knochenbrüche), Salbenmacher, Teepanscher, Engelmacher (Abtreiber), Wurmdoktoren, Wender, Vermesser und die hochgeschätzten Viehdoktoren.
Das handgeschriebene Arzneibücherl aus der Zeit um 1780 wurde in Poppendorf bei Gnas gefunden. Auf Grund der verschiedenen Handschriftarten,wird angenommen das mehrere Personen die Rezepte aufgeschrieben haben. Rezepte gegen verschiedenste Krankheiten sind dort aufgeführt. Allerdings rate ich eindringlich davon ab, gewisse Rezepte auszuprobieren..
1. weil uns vieles unbekannt ist
2. weil nachweislich gewisse Inhaltsstoffe äußerst ungesund sind
3. Weil manche der Pflanzen mittlerweile unbekannt, ausgestorben sind, oder unter Naturschutz stehen.
Man sollte sich auch gut in der Kräuter- und Pflanzenheilkunde auskennen, weil es sonst zu Verwechselungen mit giftigen Arten kommen könnte. Auch die Magie kam nicht zu kurz…. Nicht nur das man sich an die Mondstände hielt, sondern natürlich auch, ob Vollmond oder Dunkelmond war.
Der Mond ist mit geheimnisvollen Kräften ausgestattet, die manche Menschen, besonders die weisen Frauen, die Hexen oder Kräuterfrauen, zu nutzen oder abzuwehren verstehen mussten. Zur Beseitigung von Warzen spricht man z.B. in der Neumondnacht (steht für alles was weniger werden soll) die Beschwörungsformel:
„Was ich sehe, soll wachsen, was ich streiche, soll vergehen.“
Mit Hilfe des Mondes kann man auch Zahnschmerzen vertreiben:
„Voller Mond, grüner Baum, neues Licht, weiter Schaum, macht, dass meine Zähne nicht wütend, tobend werden.“
Bei Schmerzen spricht man bei abnehmenden Mond:
„Gleich wie der Mond abnimmt, so nehmen meine Schmerzen ab.“
Für das „Schwundabbeten“ – dabei handelt es sich um Schwindsucht und das Schwinden von verschiedenen Organen – muss der Erkrankte bei aufnehmendem Mond in Richtung Osten blicken. Mit einer Wolfskralle( eine Pflanze) werden über die schmerzende Stelle drei Kreuze gezogen, die Dreifaltigkeit angerufen und über die schmerzende Stelle drei Kreise gezogen. Dabei sagt der Heilkundige:
„Oh du Schwund, mußt aus dem Grund, March und Bein, Fleisch und Bluat, aft is schon guat.“
Von Operationen hält der Einheimische grundsätzlich nichts. Denn er meint, dass ein geflickter Anzug kein neuer Anzug ist. Ist eine Operation dennoch unausweichlich, so wählt er als Termin einen Tag mit aufgehendem Mond, denn das wachsende Licht bringt Glück und bessere Genesung. Eine alte Steirerin jedoch glaubt zu wissen: „Bei aufnehmendem Mond is net guat doktern, da Mond muaß abnehmen, dann nimmt a die Krankheit ab“.
Bei Fieber soll man Spinnweben und Honig mischen, auf den Händen aufbinden, und zwar auf einer Hand auf der ausenwendigen und auf der anderen Hand an der inwendigen Seite, und 24 Stunden aufgebunden lassen; dann alles ins Wasser (fließendes Wasser) werfen. Oder man gibt drei Radel Krenwurz , drei Radel Kalberzwurzen (Kalmus) und drei Wipfel Wermut in ein Seitel Wein, alles 24 Stunden stehen lassen und bei Fieber trinken. Zu den „erprobten“ Fiebermitteln gehört frischer menschlicher Urin. Die „Gilliwurzen“ (Nieswurz), Kranabetbeeren und „Sinkpech“ sollen zur Vertreibung des Fiebers auf den Nabel aufgelegt werden. Bei großer Hitze im Kopf legt man auf die Fußsohlen „Krendampfl“ (Sauerteig mit geriebenem Kren), auch noch auf Waden und Genick. Weiter wird empfohlen, dass man auf die Fußsohlen einen glühend gemachten Ziegel legt, den man mit Essig übergossen hat, und auf die Brust warmes „Haarwerg“ (Flachs). Auch das „Nußkreuz“ von drei Nüssen auf Brot gegeben und die Pfaufeder galten als Fiebermittel. Das Fieber konnte auch abgebetet werden: Am ersten Tag ein Vaterunser (ich bevorzuge ja immer die Göttin), am zweiten Tag zwei usw., bis zum neunten Tag, und dann wieder abnehmend, bis man am 17. Tag bei einem wieder angelangt war. „Und dies Gebet ist für die Seelen der Ertrunkenen, Erschlagenen, Verbrennten, Erhenkten oder die sonst in einem jähen Tod gestorben sind.“-
-Gegen die Gelbsucht– „nimm Gänsekot, ein halbes Quintel; in Wein eingenommen und dies öfters“. Oder „tut man Eier festsieden und ein Dotter heraus und das Weiße bei der Mitten auseinanderschneiden und zwei Schnüre durchziehen und über die Achsel auf den Rücken binden.“-
Gegen die Hinfallende:“Man soll drei junge Mäuse fangen, von denselben Herz, Lunge und Leber dörren, pulvern, und einen Kreuzer Zucker dazugeben und selbes einnehmen.“ „Auch ist es gut: da nimmt man einen Frosch aus dem rinnenden Wasser heraus, tut ihn lebendig in den Ofen, hält ihn fest nieder und verbrennt ihn und zerreibt ihn. Hernach schneidet man einer schwarzen Henn in den „Birgel“ (Schenkel), tut drei Tropfen Blut heraus, rühret es durcheinander und schüttet es dem Kranken in den Mund. Den Schaum muss man vorher – er ist ein Gift – mit einem „Briegerl“ (Stäbchen) wegwischen. Solches Pulver muss ein Messerspitz voll sein.“ „Soll man von einem schwarzen Schwein, das zum erstenmal Junge hat, öfters Milch trinken.“
Für allerlei giftige Tierbisse oder Stiche „Lege alsbald Saukot, in Essig gesotten, warm über.“
Für den Wurm (Nagelbettentzündung) „nimm Honig, Asank (Asa foetida), Glassscherben, Katzenhaar, Blutsein, Knoblauch, Kuhkot, Bernkraut, und mache es zu einer Salbe.“
Für schmerzhafte Glieder ist es gut „lebendige Regenwürmer darauf binden und darauf sterben lassen und alsdann lege man gequetschte Brennessel, mit Branntwein angefeuchtet, darüber.“
Für den Leibschaden „nimm Multwürmer (Feuersalamander), bis sie ganz zergehen und mit dem Schmalz den Schaden anschmieren und mit einem Bruchband recht fest binden und drei oder vier Tage mit Ruhe sein, so ist es in acht Tagen geheilt.“ Wenn einer eine Laus im Magen hat, so soll er nichts als gebratene Rüben essen
Augenmittel: Wenn auf einem Auge schon eine Blatter ist, da tut man entweder Zucker, blaues Glitzelwasser (?) oder Alkaterschmalz (Alkater = Eule) hinei
Augenwasserrezept „Nimmt man, wenn der erste Regen im Mai fällt, also wachsen auf dem Kranewittholz Schwämme, da soll man die Schwämme nehmen und in ein Glas hineintun und an die Sonne stellen und destillieren lassen und dann ein weißes Tücherl nehmen und vor Sonnenaufgang im Habertau herumziehen, dass es recht nass wird, und hernach das Wasser in ein Glas ballen und ein wenig Goffer (Kampfer) dazu.“
Vieles erscheint uns heute unmöglich und verspricht nach unserem heutigen Wissensstand wenig Heilung, wenn nicht eher das Gegenteil. Aber damals war es vor allem das Vertrauen in Mutter Natur und ihre Heilkraft und der Glaube an die Götter, den Gott/Göttin. Und was vielleicht noch wichtiger war, man vertraute dem, der einen heilte… dem Nachbarn, der Hagschen (Hexe), der Kräuterfrau, dem Hirten/Bauern auf der Berghütte…und vor allem seinen eigenen Großeltern und Eltern. Und heute? Da sitzen wir in einem überfüllten Wartezimmer irgendwo in der Stadt, voll mit fremden Menschen. Man wird von fremden Helferinnen in einen Raum mit Geräten gesetzt, bis der Herr Doktor kommt und er sich bemüht einem oftmals eilig zuzuhören, da er das Wartezimmer voll mit wartenden Patienten hat, vielleicht sogar noch einige, die in anderen Räumen warten… 15 Minuten pro Patient müssen reichen.
Wir können natürlich froh sein, das unsere Medizin so fortschrittlich geworden ist, doch von der guten alten Zeit ist da nicht mehr viel übrig, keine Zeit für ein kleines Schwätzchen oder Likörchen, das Zwischenmenschliche bleibt da auf der Strecke… Zeit kostet heute viel Geld und das ist eigentlich verdammt schade …
Für oben genannte Rezepte übernehme ich natürlich keinerlei Garantie, noch habe ich sie selber angewendet!
Alles auf eigene Gefahr…
Auszüge aus:
** – Poppendorfer Arzneibüchle ,
**-Buch Kräuterweiber und Bauerndoktoren , KoppVerlag
Fotos Pinterest
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Glitzelwasser! Das Wort „Glitzel“ kenne ich als Bezeichnung für die Kornblume. Das würde sowohl mit der Farbe, als auch mit der Anwendung am Auge zusammenpassen. Nur so als Idee …
Danke für den tollen Beitrag! Ach was, danke für ALL die tollen Beiträge!
Meike
ja stimmt tolle Idee….:)
Danke dir
Muss ein traumhaftes Buch sein, danke für den tollen Auszug…
Danke für den tollen Auszug aus dem Buch hoffe du hast noch mehr .