Der Hexenbesen ist bestimmt das berühmteste Utensil der Hexe, neben dem spitzen, schwarzen Hut. Es gibt kaum ein Bild, auf dem sie ohne ihr vermeintliches Fluggerät abgebildet ist. Doch wirklich fliegen können wir Hexen damit nicht, leider!
Das Wort Besen ist wahrscheinlich auf das germanische Wort ‚Besamo (besama[n]) zurückzuführen, das mit basa[n] -Strauch- verwandt ist . Der Besen gilt als Symbol der Fruchtbarkeit , denn in seiner Form vereinigt er das männliche (der Stiel) und das weibliche Prinzip (der Reisig, der wie ein weiblicher Schoss -etwa wie das Y- geformt sein soll). Alten heidnischen Bräuchen zufolge, sollen weise Frauen (z.B. Priesterinnen) mit Besen oder besenähnlichen Stäben über die Felder geschritten sein, um diese so zu segnen und sie fruchtbarer zu machen. Auch ist der Besen noch auf so manchen Maibäumen (die ebenfalls ein altes Zeichen der Fruchtbarkeit sind) zu finden, wo er dann dessen Spitze krönt.
In der Magie werden Hexenbesen aber in erster Linie eingesetzt, um Energien und Tugenden, von einem Ort zu einem anderen zu bewegen. Sie können verwendet werden, um gewünschte positive Einflüsse in die Wohnung zu kehren und unerwünschte negative Einflüsse auszukehren. Aber auch für Flüche können diese magischen Besen verwendet werden, um unangenehme Energien an oder durch die Tür eines Feindes zu fegen. Sie sind ein Symbol für den Durchgang zwischen den Welten, oder der Bewegung von einer Phase in eine andere.
„Mit meinem Besen
fege ich an diesem Ort
alles Schlechte oder Böse fort.
Alles fege ich hinaus,
lass nur das Gute in mein Haus!“
„Alles Übel das du mir angetan
fege ich zurück dir in dein Heim,
sollst nun du fortan mit geschlagen sein!“
(Beispiel**)
Wir brauchen und gebrauchen den Besen also als magisches Utensil, wie z.B. einen Kessel, denn wir weben damit unseren Zauber, wie etwa einen Schutzkreis fegen und damit magischen Müll zu entfernen . Aber er ist auch ein Schutzzeichen gegen negative Einflüsse von außen, Verwünschungen oder schlecht gelaunte Geister , die wir so von unseren Häusern und Grundstücken fernhalten. Es gab schon in der Antike das Ritual des Ausfegens mit einem geweihten Besen, den die Hebammen benutzten um das Haus oder Zimmer in dem Mutter und Kind nach der Geburt lagen, vor bösen Geistern zu schützen.
Im Zauberwesen der alten Volksmagie und besonders natürlich im Aberglauben spielt der Besen ebenfalls eine ganz wichtige Rolle. So ritten angeblich die Hexen mit ihrem Besen durch die Lüfte, um zum ‚Hexensabbat‘ an Walpurgisnacht (andere bekanntere Name des Beltane oder Maifestes ) auf den Brocken zu fliegen, doch das ist ja hinreichend bekannt. Und gleichzeitig wurde (und wird sicher auch heute noch) derselbe Besen von der Bevölkerung als magischer Schutz vor Dämonen oder bösen Geistern und natürlich auch vor den „bösen“ Hexen benutzt. Man glaubte, dass Hexen ihr eigenes Wahrzeichen zwar achten, aber auch angeblich scheuen und sie nie über zwei Besen, die überkreuzt an einer Türschwelle auf dem Boden liegen, hinwegschreiten würden. Oder, dass sie gar bei dem Anblick der gekreuzten Besen ohnmächtig werden würden. Doch:
‚ Wie soll die Hexe sich wohl fürchten vor dem Besen,
den sie zur Reiterei eigen sich auserkoren ?
Es klingt gar absonderlich und will nicht gläubig sein.
Drum wenn sie sich fürchtet dann wahrlich nur zum Schein…‘
(Rockenphilosophie von 1759)
Den Besen auf dem Kopfe (also Reisig nach oben) an der Tür oder Fenster gestellt, sollte Hexen den Eintritt ins Haus unmöglich machen. Was natürlich alles ausgemachter Blödsinn ist, denn ganz im Gegenteil: wir nutzen die magische Kraft unserer Besen, indem wir sie selber vor die Eingangstüre stellen, wie ich weiter oben im Text bereits erwähnte.
Auch wurde der Besen von unseren Ahnen für Heilzauber genutzt, um bspw. Zahnschmerzen fortzutragen: man flüsterte ihm leise die Art des Schmerzes zu und warf den Besen dann (vorzugsweise) vor eine Kirchentür, damit der nächste, der über diesen Besen stieg den Schmerz dann übernahm . Eine weniger gemeine Variante war, den besprochenen Besen zu einem Kreuzweg zu tragen und ihn dort einfach auf den Boden zu werfen; ohne ein Wort zu sprechen und ohne darauf zurückzublicken. Bei Fieber solle man sich auf einen Besen setzten und zu einem Kreuzweg reiten, um dort dann den Besen ebenfalls stillschweigend auf den Weg werfen. Auf diese Weise würde all das Negative von den Seelen und Geistern, die dort ihren Sitz haben, aufgenommen und über die Schwellen getragen werden .
Wer sein Haus oder Räume von schlechten Einflüssen wie Krankheiten, Streit, oder Ungeziefer etc. befreien wollte, der fegte mit einem neuen Besen zu mitternächtlicher Stunde oder vor Sonnenaufgang und warf ihn anschließend auch auf einen Kreuzweg.
Mit Beginn des Frühjahres wurde und wird mit einem neuen Besen das eigene Haus sorgfältig ausgefegt und der Kehricht weit vom Wohnort weggeworfen, anschließend wurde Haus, Hof und Stallung mit Weihrauch ausgeräuchert. Alte Besen wurden oft zur Sommersonnenwende, zum Ende Zwölfnächten oder in der Fastnacht verbrannt (je nach Gebiet und Tradition).
Ganz besonders ist der Hexenbesen dem alten Glauben nach mit dem Wetter, oder besser dem Wetterzauber verbunden. Er steht in Beziehung zu den Gewittermächten (Donnerbesen oder Himmelsbesen wurden auch die Gewitterwolken genannt), also vermutlich zum Gott Wotan (oder auch Donar) Hiernach können Hexen mit ihrem Besen Gewitter und Stürme herbeizaubern , indem sie den ihn über ihren Köpfen herumwirbeln und so starken Wind bzw. Sturmwolken erzeugen, oder auf dem Besen reitend Staub aufwirbeln (die Wirbelwinde), in welchem sie sich dann auch verstecken können. Man glaubte, dass wenn eine Hexe ihren Besen auf Wasser werfen würde, sie so Wind erzeugen könne.
Doch im Laufe der Jahrhunderte, als durch die Christianisierung aus altem Volksglauben langsam reiner Aberglaube wurde, kam zum Beispiel bei der Landbevölkerung die Angst auf, dass es Unglück und Streit gäbe, wenn man alte Besen verbrennen würde. Wenn aber ein Hexenbesen ohne eigenes Zutun verbrennen würde, käme mit Sicherheit Besuch. Bis heute hält sich der Aberglaube, wenn ein Besen, der vor der Haustür oder an der Grundstückspforte steht plötzlich umfällt, kommen unangemeldete oder unerwünschte Gäste.
Bekannt ist der Hexenbesen auch als rituelles Werkzeug bei Handfastings (auch Hexenhochzeiten). Nach der Zeremonie oder dem Segen der Hexe, des Schamanen/in oder wessen auch immer, wird ein geweihter und oft sehr hübsch geschmückter Besen vor das Brautpaar auf den Boden gelegt, sodass sie gemeinsam darüber steigen müssen. Dies soll für das zukünftige Eheleben symbolisieren, dass beide nun alle Hürden gemeinsam meistern können und werden.
Am Besten benutzt die Hexe immer ihren eigenen Besen, also keinen gekauften und auch nicht einen aus Plastik (wir mögen ja nur umweltfreundliche Dinge) und um einen eigenen Hexenbesen selber herzustellen bedarf es gar nicht so viel; weder an Material noch an Geschicklichkeit (Anleitungen siehe Internet).Sammle im Herbst oder im Frühjahr einen dickeren Ast wie Birke, Eiche oder was einem sonst zusagt, dann noch etwas Birkenreisig oder anderen Reisig von Weide, Haselnuss, o.ä., denn sie stehen für Fruchtbarkeit und positive Energie. Aber auch Kreuz- & Schlehdorn sind geeignet als Reisig um Geister, Verwünschungen oder Flüche abzuwenden und natürlich auch um solche Flüche oder Verwünschungen anderen durch die Tür zu fegen. Nun noch ein reißfestes Band oder festeren Draht und alles schön fest zusammenbinden. Jetzt kann der Besen auch noch nach eigenem Geschmack geschmückt oder verziert werden. Bedenke, der Besen soll ja nicht wirklich zum Reinigen des Bodens genommen werden, sondern mehr zum leichten darüberstreichen, eben für Magie. Wie dem Schutzkreise ziehen und natürlich um zum Hexenfest zu fliegen (Scherz) . Übrigens: im Mittelalter glaubte die Bevölkerung, dass Hexen ihren Besen (aber auch Ofengabeln oder ähnliche Stäbe) mit einer Flugsalbe einrieben und auch den ganzen Körper, um dann nackt (warum auch immer) durch den Kamin zum ‚Hexensabbat‘ fliegen zu können. Dabei sollen sie laut gerufen haben; „n`auf ,n`auf ,Oben hinaus und nirgends an„! Was soviel wie“ los geht`s, zum Schornstein hinaus, aber nirgends gegen fliegen“ heißt.
Betonen möchte ich aber, das es weder den Sabbat ( ist ein Wort aus der christlichen/jüdischen Religion) gab/gibt, so wie es der Aberglauben oder die Geschichten es beschreiben, noch das wir Hexen nachts zum Brocken fliegen können, selbst wenn wir es auch gerne wollten. Die meisten Hexen nennen den Hexensabbat einfach und schlicht Fest oder Feier!
Enden möchte ich nun mit dem berühmten Vers aus Goethes Zauberlehrling, der manchmal doch recht passend ist;
„In die Ecke, Besen! Besen!
Seid’s gewesen.
Denn als Geister
Ruft euch nur,
zu seinem Zwecke,
Erst hervor der alte Meister.“
‚
Quellen:
** Zauberspruch von S.Stoige
Der Aberglaube des Mittelalters
Die gestr. Rockenphilosophie
und zum weiterlesen;
Hexenpfad.de/handfasting
Wikipedia/hexenbesen
Wikipedia/besen
Hexenzyklus:Lehrbuch über die Grundlagen des Hexentums von Magir Semerchet
pagewizz.com/der-reisigbesen-hexenbesen-magisches-mythologisches-reinigungsgeraet-und-reisemittel
Fotos 1+3: pinterest (urheber unbekannt), Foto 2 Gemma Gary(traditional cornishwitchcraft)
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Danke für den wieder einmal sehr schön geschriebenen Beitrag. Ich lese wirklich gerne mit und es freut mich jedesmal, wenn es hier neues gibt.
Vielen Dank das freut mich
dem schließe ich mich gerne an Steffi, Deine Texte sind immer lehreich und inspirierend – Danke – )O(
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Hallo. Ich bin selbst eine Hexe und lese Ihre Beiträge sehr gerne. Die Beiträge sind sehr informativ geschrieben und man spürt beim Lesen dass Sie sich damit auskennen und es von Herzen machen. Ich habe eine Hexen Gruppe im Facebook und würde gerne öfters mal einen Beitrag von Ihnen posten. Natürlich mit der Quellenangabe und allem drum und dran. Ich würde mich wirklich sehr freuen.
Bis dahin schon mal ganz liebe Grüße
Erya
Klar gerne! Danke für das positive Feedback!