Manchmal in lauen Sommernächten, zur Zeit der Neumondin kann man wenn man ganz leise ist, die alte Erdgöttin singen hören. Wenn sie zu dieser Zeit aus ihrem Reich erscheint, um sich mit ihren beiden Schwestern, der Neumondin und der Vegetationsgöttin auf dem großen Hügel zu treffen.
Tief in der Erde hat sie ihr Reich. Sie ist Mutter und Hüterin für alles, was im Erdreich wächst und gedeiht. Ihr Reich ist riesig und hat viele Räume und Höhlen. Sie wacht über die Wesen und Geschöpfe, die in der Erde leben, bringt ihnen das Leben und zeigt ihnen die Welt und die Magie . Sie ist die Hüterin über Geburt, Tod und Wiedergeburt. Zu ihr gehen und von ihr kommen alle, die den Kreislauf des Lebens durchschreiten.
Wenn ihre Schwester, die Neumondin, in ihrem neuen weißen Gewand erscheint, weiß die Erdgöttin, dass die Zeit gekommen ist. Und da sie für den Rest des Jahreskreislaufes unten in den Tiefen der Erde lebt, kommt sie nun einmal zu dieser besonderen Nacht aus ihrem Reich auf die Oberfläche. Als sie das weiße Licht ihrer Schwester sieht, das bis in ihr Reich scheint, weiß sie dass die Nacht auf die sie den ganzen Jahreskreis über gewartet hat, endlich da ist.
Sie freut sich so sehr, ihre lieben Schwestern wiederzusehen, dass sie singend durch ihr gesamtes Erdreich tanzt. Sie zieht ihr schönstes Kleid an, das in sanften Erdfarben und grünen Moostönen leuchtet und bestückt es mit den schönsten Beeren und Wurzeln, die in ihren Höhlen zu finden sind. Sie frisiert ihr langes braunes Haar und schmückt es kunstvoll mit funkelnden Kristallen. Und wenn die Stunde dann gekommen ist, geht sie langsam aus dem Erdreich hinauf, durch lange und große Höhlen und tiefe Gräbern, bis sie oben auf einen wunderschönen grünen Hügel, der im Mondinlicht strahlt , ankommt.
Dort wartet schon sehnsuchtsvoll die Neumondin, denn auch sie konnte diese Nacht nicht erwarten, in der sich endlich alle 3 Schwestern wiedersehen.
Die beiden Göttinnen fallen sich freudig in die Arme und halten sich ganz fest, ein ganzes langes Jahr haben sie sich nicht mehr gesehen und sie haben sich sehr viel zu erzählen. Doch eine Schwester fehlt noch, die Vegetationsgöttin ; Hüterin über die Natur und alle Geschöpfe die auf ihr leben.
Es dauert aber gar nicht lange, da erscheint auch sie auf dem Hügel. Dieser Hügel war von Anbeginn der Zeiten der Ort, an dem sich die Göttinnen trafen. Dort haben sie schon immer gesessen , getanzt , gelacht oder Magie in die Welt gebracht und so ist es auch wieder in diesem Jahr. Sie umarmen die dritte, hinzugekommene Göttin genauso herzlich und freuen sich sie wiederzusehen. Jede der Göttinnen erzählt ihre Erlebnisse und Begegnungen und was sie sonst noch in der langen Zeit erlebt hat.
Sie sitzen eine ganze Weile im silbrigen Licht der Sterne und fangen dann an zu musizieren, eine wunderschöne Melodie , so zart wie noch kein menschliches Ohr sie je gehört hat. Nun träumen sie vom Beginn der Zeit, als der Kreislauf des Lebens gerade erst angefangen hatte und die Lebewesen noch nicht geboren waren. Als die 3 Schwestern ganz alleine umherlaufen und springen konnten, wohin es ihnen gefiel; quer durch den Himmel von Stern zu Stern, oder von Land zu Land, auf die höchsten Berge und durch die schönsten Wälder .
Nur die Erdgöttin träumt noch von etwas ganz besonderem . Denn in dieser Zeit trifft sie sich nicht nur mit ihren geliebten Schwestern, sie vermisst noch jene die ihr ganz besonders nahe steht und die einzige die eine ganz besonders tiefe Verbindung zu ihr hat. Und sie kann es kaum erwarten, dass die Zeit endlich kommen wird.
Die Nacht vergeht im Fluge und plötzlich erscheint das feurige Licht der Sonnenfrau. Langsam taucht sie am Horizont auf und ist für die Schwestern das Zeichen des Abschiedes. Sie umarmen sich alle drei noch einmal so herzlich, wie zu Beginn der Nacht und freuen sich schon auf das nächste Jahr, wenn sie sich zur gleichen Zeit auf dem grünen Hügel wiedersehen würden und damit gehen zwei der Schwestern ihrer Wege.
Nur die Erdgöttin bleibt auf dem Hügel sitzen und wartet. Es erscheint die Morgenröte in den schönsten Farben, von warmem Orange bis hin zu leuchtendem Rosa, ganz so wie die schönsten Kristalle in ihrem Erdenreich. Und sie wird immer aufgeregter, denn nun ist die ersehnte Zeit bald da.
Sie ist verzaubert vom magischen Licht der aufgehenden Sonnenfrau und kann sich daran gar nicht satt sehen. Die Göttin vergisst alles um sich herum und bemerkt gar nicht, dass sie nun nicht mehr allein auf dem Hügel ist. Die Tiere der Wälder, der Felder und Wiesen und die, die hoch in den Lüften schweben, beobachten die auf dem Hügel sitzende Göttin, wie sie sehnsuchtsvoll in die Richtung der aufgehenden Sonne blickt. Ihr dunkles Haar glänzt im Morgenlicht, wie wunderschöne dunkle, feuchte Muttererde. Und darin leuchten die Kristalle, die sich die Erdgöttin am Abend zuvor ins Haar gesteckt hat in allen nur denkbaren Farben. Es entstehen Regenbögen, die quer über den Hügel leuchten. Ehrfurchtsvoll hören die Tiere auf, ihrer Morgenbeschäftigung nachzugehen und betrachten wie gebannt die Göttin.
Alles scheint still zu stehen, so als wenn die Zeit angehalten würde.
Dann endlich ist die Sonnenfrau auf dem Hügel angekommen und die alte Göttin fängt vor Freude an zu tanzen, ihre Füsse berührten kaum den Boden. Sie ergreift einen der leuchtenden Strahlen, die ihr die Sonnenfrau schickt, und beginnt mit ihr zu tanzen. Beide tanzen vereint im Licht gemeinsam vom Hügel hinauf in den blauen, weiten Himmel. Welch ein schöner Anblick das doch ist, jetzt wo sie wieder vereint sind. Und dort wo sie tanzen erscheinen viele bunte Schmetterlinge und leuchtende Käfer, schillernde Libellen. Bienen und Hummeln summen im Takt des Tanzes. Sie alle tanzen mit im Wirbel des Lichtes – und so umarmen sich die Erdenmutter und Sonnenfrau ganz innig. Denn die feurige Sonnenfrau die Tochter der alten Erdgöttin.
Als die Morgenröte schon längst vergangen ist, zieht sich die Erdgöttin leise in in ihr dunkles Reich zurück, sie freut sich auf die kommenden Zeiten, den Herbst und den Winter. Denn sie nimmt einen goldenen Strahl ihrer Tochter, der Sonnenfrau, mit sich unter die Erde. Ein weiterer Lebenskreislauf wächst dort heran und ein weiteres Sonnenjahr wird bald geboren werden
So wie jedes Jahr zu dieser Zeit, wenn die lauen Sommernächte angebrochen sind.
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Text & Foto: (c) Hexenworte
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Was für ein schöner Text. Ich hatte beim Lesen richtig Herzklopfen.Danke !