hexenworte

Traditionen, Geschichten und Wissen eines alten Weges

Zauberbrauch der Zwölfnächte, oder Rauhnächte


20151221_203621_20151221_204613

An der Spitze der großen Jahreskreisfeste steht die Wintersonnenwende. Mit ihr schließt sich der Kreis. Dieses Fest, was auch häufig als Julfest bezeichnet wird, war vermutlich seit den Zeiten unserer Urahnen ein großes Opferfest.

In einer Jahreszeit, in der das Land kahl und die Felder leer waren, die Tiere Winterschlaf hielten oder abgewandert waren und die Götter Umzug hielten, feierten unsere Vorfahren das  Wintersonnenfest, um das wiederkehrende Licht zu begrüssen . Ab dieser Zeit  fingen auch die Zwölfnächte an, die  auch als Rauh- oder   Rauchnächte bekannt sind.

Vermutlich nahmen die Rauhnächte ihren Ursprung im heidnischen Mondkalender.  Ursprünglich begannen sie wahrscheinlich in der Wintersonnenwendnacht (21./ 22.  Dezember ) und endeten vermutlich Anfang  Januar . Inzwischen beschränken sie sich für viele  aber auf den Zeitraum  zwischen 25. Dezember und 6. Januar.

In diesen Zwölfnächten tobt die sogenannte „Wilde Jagd“ und treibt ihr Unwesen. Laut  alten  Legenden wurde sie angeführt  von Odin, der auch der  Wilder Jäger genannt wird und Frau Holle ( je nach Gebieten , waren Odin auch als Wotan und Holle  als Hulda oder Percht bekannt). Die Stürme zu dieser Zeit liegen darin begründet, dass die beiden durch die Lüfte sausen.
Und dies ist auch die Hauptzeit für alle heidnischen Wesen,  Zwerge, Wichtel, Hexen usw., sowie für Zauberei, Wahrsagen und  Orakeln . Nach altem Aberglaube gehen oder fliegen die Hexen frei umher und die weiße Frau (besonders im südlichen Deutschland bekannt) zeigt sich. Die Toten suchen die Lebenden auf und dunkle Mächte haben Herrschaft über die Erde.

Im christlichen Aberglauben haben in der Heiligen Nacht diese  Geister und Hexen besondere Macht. Deswegen läuten die Kirchenglocken von Einbruch der Dunkelheit bis zur Mitternachtsmesse in regelmäßigen Abständen das sogenannte Schreckensgeläut. Hier erhält das heidnische Geister-Austreiben vermutlich  seinen christlichen Deckmantel. Genauso wie an den Drei Königstagen , wenn die Sternsinger mit Weihrauch und Stern von Haus zu Haus ziehen. Was den Sternsingern der Stern ist,war vermutlich unseren heidnischen Vorfahren das goldene Rad, welches die wiederkehrende Sonne symbolisieren sollte.

Wer  in die Kirche geht, kann (lt. christl. Aberglauben) die Hexen des Dorfes erkennen. Dazu braucht man entweder einen Schemel aus neunerlei Holz oder Holzscheiben. Man setzt sich in der Kirche auf diesen Schemel und voilà, schon werden die Hexen sichtbar. Oder man schaut durch die hauchdünn geschnittenen Holzscheiben. Dann sieht man Hexen mit Hut  und mit dem Rücken zum Altar in den Bankreihen sitzen.

Jeder  einzelne Tag dieser  Zwölfnächte ist schon  Vorbedeutung an sich  und steht für jeden Monat des neuen Jahres, ob für Wetter oder Schicksal.

Wer  in jenen Nächten zu einer Wegkreuzung geht, währenddessen alles um sich herum auf sich wirken lässt und auf die Zeichen der Natur achtet, kann  dann auch die Ereignisse  deuten. Wie z.b. das Wetter in dieser Nacht ist, so ist es auch in dem zugeordneten Monat.

D.h.:

1. Rauhnacht = Januar

2. Rauhnacht = Februar

usw…

12.Rauhnacht = Dezember

Im Aberglauben der Menschen stand in dieser Zeit  alles um sie herum  in Verbindung mit den Geistern und vor allem  mit der wilden Horde.

Je wilder und lauter die Jägerhorde  über die nächtlichen Himmel jagte, je gewaltiger der Sturm an den kahlen Bäumen rüttelte, umso fruchtbarer würde  das kommende Jahr.

Und je mehr  Feuchtigkeit (Schnee oder Regen)von den Dächern  tropft , umso mehr geben die Kühe Milch; je länger die Eiszapfen werden, umso länger würde auch der Flachs wachsen.

Nie sprechen  die Träume und andere Schicksalszeichen  so deutlich zu einem, oder werden auch so oft gedeutet, wie in der Zeit der Rauhnächte. Und alles, was man in diesen Nächten träumt, wird wahr. Jede einzelne Nacht einen  Traum,  heißt Vorahnungen oder Zeichen für jeden der jeweiligen Monate im kommenden Jahr. Träume vor Mitternacht beziehen sich auf die erste Monatshälfte, die Träume danach auf die zweite Hälfte, so der Glaube .

Noch zu Großmutters Zeiten (oder Urgroßmutters) ließ man die häuslichen Arbeiten ruhen, es darf nichts „umgehen“ , d.h. es darf sich nichts drehen. Kein „Rad sich drehen“, weder das Spinnenrad noch ein Wagenrad, denn, so glaubte man, die wilde Horde und die Geister gingen  ja um. Das sich drehende Rad bezeichnete die  Arbeit überhaupt , ob im Haus oder auf dem Hof  . Auch in den Spinnstuben musste das Spinnenrad stillstehen, vielmehr musste der Flachs vorher abgesponnen worden sein. Sonst würde die Wod , die Frigg oder Hulda ( auch in Legenden und Geschichten  als Frau Holle bekannt) kommen, die Spinnerinnen zerkratzen und zerzausen und den Rocken und die Arbeit beschmutzen oder gar zerstören. Nur die Hexen sponnen in dieser Zeit ihr Garn, und (laut christlichem Aberglauben natürlich) sponn der Teufel  daraus dann seine Ketten. Aber vermutlich  war es einfach  ein ganz besonderes „Garn“ , das von den Hexen, oder vielmehr den weisen Frauen, gesponnen wurde. Ein Garn, welches zum Weben von Magie, zum Orakeln und natürlich auch zum Verstricken von Verbindungen (einer Hochzeit etwa) genutzt wurde .

Aber auch in der guten Stube daheim  durfte nichts bewegt oder verändert werden, es durfte deshalb nicht gefegt  oder geputzt werden,  sonst würde Ungeziefer, Krankheit und Tod  ins Haus kommen. Überhaupt sollte es still im Hause sein. Kein Tisch durfte verrückt werden und keine Tür zugeschlagen, sonst würde der Blitz einschlagen im neuen Jahr. Im Herd im Hause wurde  in der heiligen Nacht   ein Julholzscheit angezündet ,d.h. er wurde nur leicht angebrannt und brennend aufbewahrt, so  würde  er ebenfalls vor Blitzschlag schützen. Der Julscheit hat vermutlich seine Wurzeln im heidnischen Wintersonnwendfest,  zu dem ein großes Opferfeuer angezündet wurde. Jeder der Festteilnehmer zündete an diesem großen Feuer ein Stück Holz an und trug es nach Hause zu dem eigenen Herd, wo es dann lange als Julscheit vor sich hinglimmte.

Auch  durfte  keine Wäsche „zwischen den Jahren“ gewaschen werden  , denn sonst stirbt zwölf Jahre nacheinander ein Mensch im Hause. Und dann natürlich auch keine Wäsche oder andere Kleidungsstücke draußen auf die Leinen hängen, es könnte sich die wilde Horde darin verfangen.

Um Haus, Garten und Felder  vor der wilden Horde und den Geistern zu schützen, wurde alles  mit einem Zauberschutz aus 5 oder 9erlei Kräutern, magischen Hölzern ,oder mit Zaubersprüchen umgeben .  Und man brachte Opfergaben dar und stellte etwas Milch und Brot vor die Tür oder an den Rand des Gartens, bzw. Felder. So war man sich sicher,  dass die Horde und  Geister sich daran stärken  und dann einfach ihres Weges ziehen würden.

Als Höhepunkt  der Zwölfnächte  galt die wahrsagerei- und zauberwesensreiche   Sylvester bzw. Neujahrsnacht. Da wurde unter Zauberformeln, oder nach der Christianisierung Gebetsformeln, Stroh um die Obstbäume gebunden, oder man schoss in die Zweige, um so fruchtbare Bäume im Frühjahr zu bekommen. Mancherorts wurde zu den Bäumen gesprochen,  oder um sie herum getanzt und gesungen in dieser Nacht  (was ich persönlich schöner finde als schießen da man ja nie weiß wen oder was man da trifft).

„Freuet euch ihr Bäume, das Neujahr ist gekommen.

Dieses Jahr die Karre voll, übers ganze Jahr den Wagen voll“.

In manchen Gegenden gab man in der Nacht Bäumen, die nicht so fruchtbar waren, als Opfergabe Geldstücke, die man unter die Wurzel oder Rinde steckte. Aber auch kleine Zettel  mit Wünschen und guten Vorsätzen wurden in oder an die Bäume gehängt oder gesteckt.

Auch gab und gibt es  Opfer-Speisen, die eine besondere Bedeutung an diesen Rauhnächten hatten und besonders an den 3 heiligen Nächten,   Weihnachten, Sylvester und Dreikönigstag  gegessen werden sollten.

Wer in der Silvesternacht Weißkraut isst, hat das ganze nächste  Jahr hindurch  Geld. Isst man gelbe Rüben, bekommt man das nächste Jahr Gold. Der Aberglaube besagt auch , dass wer diese und andere  bestimmten  Speisen  an den  3 heiligen Tagen genießt, wird  im folgenden Jahr reich und glücklich sein. Diejenigen aber,  die sich nicht an diesen Brauch halten, würden dann bestraft werden. Zu diesen Speisen zählten je nach Brauch und Traditionen der jeweiligen Landesgebiete:

Klöße, Fische (besonders Karpfen), Hering und Hirsebrei, Heringssalat

Schweinskopf und grüner Kohl, oder geräuchertes Schweinefleisch und Backobst.

Honigkuchen (vermutlich Überbleibsel  aus heidnischer Zeit, das  den Göttern geopfert wurde), aber auch der Christstollen, Striezel, Hutzelbrot oder Klözenbrot.

Am Heiligen Abend wurden 7- oder 9erlei Speisen gegessen, darunter sind u.a. Linsen und Hirsebrei, auch davon  soll einem das ganze Jahr nie das Geld ausgehen. Genauso gehörte Buttermilch dazu, so  bekommt man keine Kopfschmerzen. Rote Rüben machen rote Wangen im neuen Jahr. Nach dem Essen wurde das Tischtuch dann unter einem Obstbaum ausgeschüttelt, wohl als eine  Opfergabe, damit die Bäume reichlich Früchte tragen im nächsten Jahr. Auch soll man über Nacht von den Speisen etwas auf dem Tisch liegen lassen, oder wenigstens etwas Brot. So wird es im neuen Jahr an nichts mangeln. Es wurde auch Brot in die Fensterrahmen oder Türschwellen gelegt,  als Schutz vor  üblen  Geistern oder andere bösen Gesellen, die das Haus heimsuchen könnten. Dieser Brauch der Opfergaben wird auch heute noch  praktiziert.

Die letzte wichtige Nacht der Zwölfnächte ist der Dreikönigstag 6. Januar. Die heiligen drei Könige kennt man ja und das will ich hier auch nicht weiter erläutern. Doch hat der  Aberglaube auch hier heidnische Wurzeln. Vermutlich sind diese 3 Könige (die nach einigen Büchern Magier gewesen sein sollen) im heidnischen Glauben auf der Erde umherwandernde, wohltätige Götter gewesen  und diese wurden auch als Dreiheit gesehen . Dreiheit in Form,  wie bspw.  die der Schicksalsgöttinnen, die bekannt als die germanischen 3Nornen** (Urd, Werdandi und Skuld)  sind, oder die 3 Bethen (auch 3 heilige Madln), ihre Namen sind Ambeth, Wilbeth und Borbeth.***

In manchen Gegenden wurde  dieser letzte Tag der Rauchnächte , die leuchtende Nacht oder Perchtennacht genannt. Heute noch als Perchtentag bekannt. Die Göttin Percht  hat viele Namen: Holda, Hulda, Holla, Hollermutter, im Alpenraum eben auch  unter Percht, Berchta, Berta; im nordeuropäischen Sprachraum unter Hel, Huldre bekannt. Der Holunderstrauch ist ihr Wohnort (Holuntar für Holunder ist althochdeutsch und bedeutet Baum der Frau Holle). In jedem Hollerstrauch wohnt der Geist der Percht. (Im Englischen heißt der Holunderstrauch Eldertree, was Ahnenbaum heißt). Das althochdeutsche perahta, von dem sich ihr Name herleitet, bedeutet Leuchtende oder Glänzende.  **

Es ist übrigens  immer gut,  an jedem Abend der Zwölfnächte ein Schälchen mit Milch und Brot oder Hirse vor die Haustür zu stellen. Dies war  nicht nur für die wilde Horde, sondern auch  für die Percht oder Holle,  die nachts (je nach Tradition) um die Häuser zog und nach dem Rechten sah, ob zum Beispiel die Spinnerinnen auch ruhten und nicht zu viel arbeiteten. Sie galt ebenfalls  als Schutzgöttin der Frauen und der Kinder (und besonders ihrer Seelen).

Am Abend der letzten Rauhnacht werden (auch nach katholischem Brauch) Wasser, Salz und Kreide geweiht und damit werden die Anfangsbuchstaben, im christlichen Glauben der 3 Könige (Das C+M+B wird dabei entweder als die Anfangsbuchstaben der Namen Caspar, Melchior und Balthasar gedeutet, öfter aber als Segensbitte: Christus Mansionem Benedicat („Christus segne dieses Haus“) an den Türrahmen geschrieben. Die Haussegnung an Tür und Türstock geht auf alte Bräuche um Schutz und Eigentum zurück.,  im  heidnischen Brauch die der 3 Schicksalgöttinnen ( s.o.im Text), an die Türschwellen gezeichnet. Als Schutz gegen Verhexung bzw.  bösen Zauber. Ebenfalls werden mit Weihrauch oder Beifuss und Wacholder (oder alles zusammen und noch mehr) sämtliche Zimmer , Stuben und Viehställe ausgeräuchert (daher auch vermutlich die Bezeichnung Rauchnächte), um alles zu reinigen und die Menschen und das Vieh vor Krankheiten zu beschützen.

Nicht vergessen, alles Orakeln, Weissagen und Zaubern in den Rauhnächte ist schicksalsweisend für das kommende Jahr!

Ich wünsche allen Lesern  nun gesegnete und magische Zwölf- bzw. Rauhnächte .

20151108_103532_20151108_103633

Quellen:

-Der deutsche Volksglaube

*kraftvolle-orte.de

**artedea.net/nornen/

***frauenwissen.at/goettinnenlexikon.php

Fotos  (c) Hexenworte

Alle Texte und auch teilweise Bilder sind mein Eigentum! Kopieren nicht erlaubt. Bei Interesse an der Verbreitung einer meiner Artikel, bitte eine E-Mail an mich, oder auf Facebook anschreiben….!

Ein Kommentar zu “Zauberbrauch der Zwölfnächte, oder Rauhnächte

  1. Pingback: Rauhnächte – wir nähern uns dem Finale…. – KULTURSPRUNG

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..

Teufelskunst

Occult Art

Museum of Witchcraft and Magic

Traditionen, Geschichten und Wissen eines alten Weges

Kirsten Armbruster

Naturwissenschaftlerin - Patriarchatskritikerin - Denkerin - Publizistin - Mutter

Wiebke Rost

Art and Photography by Wiebke Rost

Pflanzenkunst

Garden and Art Blog

Wahrscheinkontrolle

Patriarchatskritische Anmerkungen zum Zeitgeschehen - Faktensammlung Patriarchat

OPEN-PROJECT

Cambras Blog – Schamanisches in Kunst und Alltag | Zeitgedanken | Närrinnenwege und verrücktes Erwachen

Art - Kreativ - Goeritz

Uwes Blog über Bücher, Zen, Reiki, Buddha, Runen, Schamanen und vieles mehr ...

Oh Göttin

ANSICHTEN – ANRUFUNGEN – ANREGUNGEN – ANGEBOTE an sämtliche GÖTTINNEN dieser Welt

***Neues aus der Hexenküche***

Hier geht es nicht nur um schwarze Katzen, Kröten. spitze Hüte und Tänze im Mondschein...mein Blog über Hexerei, heidnische Spiritualität und ein Leben voller Magie